Trekking Kilimanjaro – mein Erfahrungsbericht

Seit bald zwanzig Jahren war es mein Traum, den „Kili“ zu erklimmen. Immer haben die Umstände nicht gepasst, es kam etwas dazwischen… Inzwischen ist dieses kleine Abenteuer leider zu einer Art Massenware verkommen, und die gängigste Route wird mittlerweile etwas despektierlich – aber nicht ohne Grund – „Coca Cola Route“ genannt. Dennoch habe ich letztes Jahr mir ein Herz gefasst und diesen Traum endlich, endlich verwirklicht. Und es nicht bereut!

Wo soll ich Trekking Kilimanjaro buchen?

Es gibt zahlreiche Anbieter für Trekking Kilimanjaro, und mit den Jahren habe ich mich bereits auf zwei davon beschränkt, die für mich in Frage kommen würden. Im Frühling ging ich dann an einen Informationsabend des einen Veranstalters – und blieb dabei. Bis zur definitiven Buchung habe ich noch etwas Zeit verstreichen lassen und mich gut informiert. Auch im Nachhinein bin ich noch der Meinung, dass es sich trotz professioneller Organisation lohnt, sich über Land und Leute und über den Kilimanjaro, seine Geschichte und die Flora und Fauna, mit Büchern und über’s Internet gut zu informieren. Das war echt spannend und hat mir viele Frage vorab beantwortet und Unsicherheiten genommen.

Später kamen dann die Unterlagen des Veranstalters, diese waren insbesondere hilfreich für’s Packen. Dieses ist das A und O dieser Reise, denn zu kaufen gibt es vor Ort nichts!

Vom Trinken – und Essen!

Die immer wieder gehörte Phrase „viel Trinken auf grosser Höhe“ kann ich so nur weiter geben, denn es hilft dem Körper wirklich ungemein, viel Flüssigkeit zuzuführen. Und noch etwas habe ich dazu gelernt: Wer langsam – wirklich seeeehr langsam! – geht, der kommt höher! Noch nie in meinem ganzen Wanderleben bin ich so langsam einen Berg hochgegangen wie hier!
Gegessen haben wir fabelhaft. Einheimische Produkte – und wer gerne reist wie ich, der gewöhnt sich auch gerne und rasch an andere Gewürze und neuartige Gerichte. „Viel Essen“ war der dritte Ratschlag den wir vor und während der Reise in gebetsmühleartiger Abfolge wieder und wieder hörten. DAS war für mich aber nie ein Problem – Hunger habe ich fast immer und bei so einer Anstrengung doppelt und dreifach.

Mein erstes Afrika-Abenteuer! Nach vielen Reisen in alle anderen Kontinente, war ich gespannt und freute mich unbändig auf das Trekking Kilimanjaro. Auch auf die nachfolgende Safari notabene. Wer denkt bei sowas nicht an den Film-Schinken „Out of Africa“…?

Als Jahreszeit für den Kilimanjaro – auch Kibu genannt – wählt man am besten die Trockenzeit, oder die kleine Regenzeit wenn’s nicht anders geht. So wie bei mir. Und hier gleich ein Vorteil dieser Jahreszeit: Offenbar hat es weniger Touristen am Berg als in der regenfreien Trockenzeit. Das hiess für uns: viel Platz in den Aufenthaltsräumen und Hütten der Marangu-Route, wenig Leute auf den Wegen und auf dem Gipfel, Und viel Grün für’s Auge. Dafür regnete es am Berg eigentlich täglich ein Mal, meistens am Nachmittag. Und wenn Regen, dann aber richtig! Das waren manchmal Sintfluten – oft kurz aber meistens heftig. Und die Luft kühlte blitzartig auf eiskalt ab, wenn Regen oder Graupelschauer aufkam. Dennoch: Wer vorbereitet und gut ausgerüstet ist, der kommt gut damit zugange. Und auf der letzten Etappe bis zur Kibo-Hütte, blieb uns offenbar viel, viel Staub und drohender Sonnenbrand erspart bei der Durchquerung der endlos-langen Hochebene. Alles im Leben hat zwei Seiten…

Ein Wort zur Höhenkrankheit

Man sollte fit sein für so einen Treck. Das heisst, ausdauernd und gewohnt, zu wandern. Die Höhe zu ertragen, könne man nicht „lernen“, wurde uns gesagt. Diese hängt ab von der Tagesform, aber auch sehr von der Geschwindigkeit – bzw. eben Langsamkeit! – des Aufstiegs. Je langsamer, umso besser erträgt man grosse Höhen. Der Kili misst ja am Gipfel knapp 6’000 Meter! „Pole, pole“ war deshalb das wohl meistgehörte Wort unterwegs. Langsam, langsam!

Was am Trekking Kilimanjaro so besonders (schwierig) ist, das ist die Tatsache, dass man – im Gegensatz zu Trekkings in Nepal – nicht sich von einem Hochland langsam in die hohen Berge vortastet, sondern dass man hier von 1200 Metern über Meer losgeht und dann direkt den Berg besteigt. Also bleibt die Akklimatisation etwas auf der Strecke.

Höhenkrank wurden einige von uns, die Einen mehr (Erbrechen, Schwäche) und andere „nur“ mit starken Kopfschmerzen.

Einen schönen Teil des Gipfelerfolges machen die Helfer aus, die vielen Träger, die Köche und natürlich die Guides. Alles native Tanzanians, in der Gegend aufgewachsen und mit dem Kilimanjaro vertraut, zum Teil in zweiter Generation als Guide tätig. Was für bescheidene, hilfsbereite, nette Menschen das waren! Ich werde ihre Unterstützung nie vergessen; bei egal welchen Problemen und Problemchen, waren sie zur Stelle und lösten diese. Und als der letzte Aufstieg von der Kibo-Hütte zum Gipfel, mitten in der Nacht, bei Eiseskälte und Graupelschauern, nicht aufzuhören schien, da sangen sie unterwegs ihre Lieder und „trugen“ mich damit beinahe den Berg hoch. Das hat mir so viel geholfen, es hat mich abgelenkt vom monotonen, endlos scheinenden Aufstieg im Dunkeln.

Kilimanjaro-Gipfelerlebnis!

Die Belohnung für alles kam oberhalb der Wolkengrenze, auf ca. 5600 Metern, kurz vor Sonnenaufgang: Der Wind war weg, es schneite nicht mehr, die Sonne kroch ganz langsam hinter dem Horizont hervor. Die Einen von uns hatten da schon umkehren müssen, Andere wirkten leicht beduselt… Aber von dort weg schafften es dann alle noch die letzten 400 Höhenmeter bis zum Kibo-Gipfel. Zugegebenermassen – es war ein Krampf sondergleichen, diese relativ kurze Strecke von 1,5 Stunden dem Krater entlang noch zu schaffen. Bei jeder Steigung hatte ich das Gefühl, die Beine seien bleischwer und ich könne sie nicht mehr heben, dito die Arme. Aber bei dieser Szenerie und dem immer blauer werdenden Himmel, vergass ich alles Schwierige und versuchte, jede Minute zu geniessen so gut das eben ging. Es war herrlich – insbesondere der Moment an der Gipfeltafel. Unvergesslich!

Auf dieser Höhe kriegt man noch ca. 40 % des gewohnten Sauerstoffs. Deshalb empfiehlt es sich, nicht lange oben zu bleiben. Beim Runtergehen merkte ich, wie alles mit fast jedem „verlorenen“ Höhenmeter leichter ging. Und obwohl wir wieder in Wolken eintauchen mussten, blieb es trocken bis Mitte Nachmittag, ganz kurz vor Ankunft in den Hütten. Nach 14 Stunden Gehen war die Euphorie bei mir offenbar noch so gross, dass ich die Anstrengungen überhaupt nicht spürte und den Abend so richtig geniessen konnte beim Feiern, gut Essen und sich freuen!

Am nächsten Morgen verliessen wir dann den Kilimanjaro National Park; wir nahmen die letzten etwa 25 km unter die Füsse. Zum Abschied zeigte sich Der Koloss frühmorgens zum ersten Mal in seiner ganzen Grösse und Schönheit, d.h. ohne Wolkenfelder oder Nebel. Da wurde uns nochmals so richtig bewusst, wie hoch wir doch gestiegen waren.

Trekking Kilimanjaro – wer sich keinen Stress oder Druck macht, sondern mit Freude hochsteigt und sich etwas vorbereitet hat – dem oder der kann ich diese Reise nur empfehlen! Gut für die Seele, für’s Gemüt. Und auch gut, weil der Weg das Ziel ist (sein sollte) und man dabei so viel für sein Leben mitnehmen kann, wenn man mit offenem Herzen und mit offenen Augen wandert.

Voller Genuss war dann angesagt auf den anschliessenden Safaris – naja, wenn man von den langen Transfers bei grosser Hitze absieht, das war ein echter Schock nach der Kühle am Berg – und auch diese Tage werden mir unvergesslich bleiben! Out of Africa, eben…